08. 02. 1895 in Dingelstädt geboren
Vater Bäckermeister Karl Hucke
Mutter: Anna Hucke, geb. Werkmeister
Geschwister: Ignaz Hucke geb. am 20. 11. 1889, Bäckermeister
Maria Hucke geb. am ,Lehrerin, Bendorf/Sayn
Luise Hucke geb. am 05. 04. 1899, Hausfrau, Hüpstedt
Franziska Hucke geb. am
Josef Hucke geb. am 20. 01. 1905, Bäcker
Schulbesuch Besuch der Rektoratsschule in Dingelstädt
Rektor: Pfarrer Breitenstein, Lehrer : Zehrt
Besuch des Gymnasiums in Duderstadt, Abschluß Abitur
Besuch des Lehrerseminars in Halberstadt bis zur Einberufung zum Kriegsdienst im 1. Weltkrieg
01. 05. 1915 Teilnahme am 1. Weltkrieg, mit 20 Jahren Soldat geworden,
als Rekrut in das stehende Heer in die 9. Kompanie des 3.
Batallion des Reserve-Infanterieregiment 71 (später das 3.Thüringer Infanterieregiment) eingezogen,
(Grundausbildung für den Kriegsdienst)
Personalbeschreibung: (lt. Wehrstammbuch)
Größe: 163 cm
Gestalt: mittel
Haarfarbe: Dunkelblond
Kinn : gerade
Besondere Kennzeichen: schiefe Kopfhaltung
Stiefellänge: 27,5, Weite 3
Stand: Seminarist (ausgeübter Beruf)
20. 08. 1915 Versetzung zur 1. Kompanie, 1. Batallion des 6. Thüringer Infanterieregiment Nr.95 der 38. Infanteriedivision, Dienstgrad Musketier.
September 1915 das Regiment nahm an den Verfolgungskämpfen vom Njemen zur Beresina teil.
09. 09. – 10. 09. 1915 Lawna
11. 09. 1915 Szkidel
15. 09. – 17. 09. 1915 Bycewce
18. 09. 1915 Verfolgungskämpfe bei der Lebioda (litauische Sümpfe)
1915/1916 Verlegung des Regiments von Osteuropa nach Frankreich
12. 10. 15 – 07. 05. 16 Kämpfe zwischen Oise und Aisne in Frankreich
Tracy le Val, Carleport
14. 03. 1916 Die 5. Deutsche Armee stürmt die Höhe „Toter Mann“ vor Verdun
17. 03. 1916 Die Franzosen beordern 27 neue Divisionen nach Verdun und verstärken ihre Angriffe auf die Höhe „Toter Mann“
21. 03. 1916 Deutsche Einnahme der Befestigungsanlage bei Avocourt vor Verdun. Am 23. 03. 1916 wird Haucourt genommen
30. 03. 1916 Malancourt, westlich der Maas wird erobert.
07. 04. –25. 04. 1916 Kriegslazarett in Chauny, wegen Blasenkatarrh
als Frontdienstfähig zur Truppe entlassen (leider nur 14 Tage Kriegspause)
22. 04. 1916 Verstärkte französische Angriffe auf die Höhe „Toter Mann“.
08. 05. 1916 Die Deutsche Armee nimmt die französischen Grabensysteme vor der Höhe 304 ein und erobert am 10. 05. die Höhe 304.
18. 05. 1916 Die Franzosen greifen mit marokkanischen Truppen die Höhe 304 an. Die marokkanischen Truppen werden dabei völlig aufgerieben.
13.05. bis 29. 05. 1916 Schlacht bei Verdun, Kampf um die strategisch unwichtige Höhe 304 mit schwersten Verlusten auf beiden Seiten.
(erbittertste Kämpfe des 1. Weltkrieges)
Heeresgruppe des Kronprinzen Rupprecht
Am 10. 05. 1916 Einnahme der Höhe 304:
40 Offiziere und 1280 Mann an Gefangenen eingenommen.
Malancourt – Bethincourt – Haucourt – Esnes
30.05. bis 07. 10. 1916 Sinnlose Stellungskämpfe unter schwersten Verlusten auf Höhe 304. Mal waren die Deutschen oben, mal die Franzosen.
Am 09. 12. 1916 konnten die Deutschen letztmalig die Höhe 304 einnehmen. Sein Motto für den Rest seines Lebens:
Nur wenige haben den Kampf um die Höhe 304 überlebt.
Hans Hucke hat später seinen Kindern gegenüber nie ein Wort über den 1. Weltkrieg sagen können.
25.10. bis 13. 11. 1916 Teilnahme an der Schlacht an der Somme
St. Pierre – Divion – Grandeourt
Tote in der Schlacht an der Somme, Verdun und 1916:
Frankreich 250.000
England 550.000
Deutschland 690.000
Musketier Hans Hucke: 1916: Frontkämpferkreuz erhalten
Tote von 1914 – 1916 Franzosen 3.800.000
Engländer 1.300.000
Deutsche ? (keine Angabe im „Eichsfelder Tageblatt von 1916)
13. 11. 1916 Endlich in Gefangenschaft : in Saint – Pierre – Divion – Grandeourt (im 21. Lebensjahr) in englische Gefangenschaft geraten, Gefangenenlager Bellosy 141.
14. 11. 1916 Britischer Großangriff an der Somme zwischen Le Sars und Gendecourt. Die Briten nehmen das Dorf Beancourt ein.
16. 11. 1916 Der Heeresbericht meldet: Schwerste Kämpfe bei St. Pierre – Divion. Zurückdrängung der deutschen Truppen unter erheblichen eigenen Verlusten wegen hartnäckiger Verteidigung. (siehe Eichsfelder Tageblatt von 1916 )
Hans Hucke war glücklicherweise 3 Tage vorher in Gefangenschaft geraten.
28.11.1916 An der Somme-Front kommen die Kämpfe zum Erliegen. Die französische Offensive ist gescheitert.
12. 12. 1916 Meine Recherchen im Kreisarchiv Heiligenstadt, in der Zeitung Eichsfelder Tageblatt des Jahrgangs 1916 ergab:
In der Zeitung Eichsfelder Tageblatt vom 12. 12. 1916 wird unter der „Eichsfelder Ehrentafel“ die Verlustliste Nummer 705
vom 08.12.1916 veröffentlicht.
Johannes Hucke, Dingelstädt, wird als vermisst gemeldet.
Vermisst bedeutete: Er konnte auch gefallen sein.
Bis zum 30. 12. 1916 erfolgte noch keine Berichtigung der Vermisstenmeldung, so daß Karl und Anna Hucke zum Weihnachtsfest 1916 auch vermuten konnten, daß Hans Hucke einer der 690.000 gefallenen Deutschen Soldaten der Schlacht an der Somme hätte sein können.
Die Zeitungs-Berichtigung, daß Hans Hucke in Gefangenschaft war, erfolgte erst im Sommer 1917.
16. 12. 1916 Erfolgreiche französische Gegen-Offensive bei Verdun. Die Deutsche Armee weicht zurück.
In dieser Gegenoffensive gab es folgende Verluste:
Franzosen: 336.00 Tote
Deutsche: 335.00 Tote
01. 04. 1919 Vater, Bäckermeister Karl Hucke, 72 Jahre alt, verstorben
Hans Hucke war noch in der Gefangenschaft (er hat seinen Vater 1914 zuletzt gesehen)
02. 11. . 1919 Nach 2 Jahren (24 Jahre alt) Entlassung aus der englischen Gefangenschaft im Dienstgrad als Musketier.
Eine Weiterführung der Ausbildung zum Lehrer war nicht mehr möglich (psychisch und physisch erledigt nach der Schlacht an der Somme (Höhe 304) und englischer Gefangenschaft.)
Außerdem sollte die Bäckerei auf dem Anger weitergeführt werden. Sein Bruder Ignaz hatte zwischenzeitlich in die Bäckerei Jäger in der Neuen Straße eingeheiratet.
01. 12. 1919 bis Bei Bruder Ignaz Hucke das Bäckerhandwerk erlernt
01. 12. 1922 (Lehrzeit 3 Jahre)
26. 05. 1924 Bei Bruder Ignaz Hucke die Gesellenprüfung vor dem Prüfungsausschuss abgelegt. (In der Bäckerei Jäger in der Neuen Straße)
als Bäckermeister die Bäckerei auf dem Anger übernommen (Elternhaus).
1924 Überlassungsvertrag für das Haus und die Bäckerei auf dem Anger zwischen Johannes Hucke und seiner Mutter Anna Hucke. Notariat Reg. 525 d. J. 1924
26. 10. 1924 Erste Ehe mit Josepha Flucke aus Heiligenstadt
Geb. am 24. 05. 1899 / gest. am 22. 07. 1944
Die Ehe ist Kinderlos geblieben
Josepha Flucke war die Schwägerin von Fuhrunternehmer Otto Sander im Graben.
Von Hans Hucke erhalten im März 1934 :
· Maria Hucke 500 Mark als Erbteil
· Franziska Hucke 1000 Mark als Erbteil
Bis 1933 Mitglied der Deutschen
Zentrumspartei, bis zum Verbot durch die Nazi’s
Nov. 1933 Verurteilung wegen übler Nachrede (Witze in der Kneipe gegen den NSDAP Ortsgruppenführer Wiederhold) durch einen Schnellrichter. 45 RM Geldstrafe (+ „freiwillige Spendierung“ von 100 „Affen“ (Tornister) für die Hitlerjugend).
In der Zeitung stand:
Eichsfelder Tageblatt vom 08.11.1933:
Dingelstädt. Vor dem Schnellrichter hatten sich zwei hiesige Einwohner zu verantworten wegen übler Nachrede gegen den Ortsgruppenführer Wiederhold.
Das Gericht erkannte auf eine Strafe von 30,00 bzw. 45,00 RM.
Anmerkung:
Bei der einen Person handelte es sich um meinen Vater, Bäckermeister Johannes Hucke, ehemals Zentrumspartei, in Dingelstädt genannt „Der schwarze Bäcker“ (wegen seiner katholisch- konservativen Gesinnung). Der hatte in der Gaststätte Hartmann (Zum Roten Franz) politische Witze über den Naziführer Wiederhold gerissen.
Damit es überhaupt zu einer Verhandlung vor dem Schnellrichter kam, mußte er „freiwillig“ 100 Affen (Tornister) für die Hitlerjugend spendieren. Ansonsten war ihm KZ Schutzhaft angedroht worden. Die 100 „Affen“ waren natürlich wesentlich teurer als die 45 RM Strafe.
31. 03. 1937 Musterung im Wehrmeldeamt in Witzenhausen, Kriegsverwendungsfähig, bedingt tauglich,
Landwehr I, Führerschein II. Klasse,
26. 08. 39 Bäckereikompanie e (mot.) 29. Division, (mit 44 Jahren wieder im Krieg)
30. 08. 1939 auf den „Führer“ vereidigt
als Angehöriger der Bäckereikompanie:
04. 09. – 08. 09.1939 Vorstoß auf Warschau
08. 09. – 09. 09. 1939 Verfolgung über Zwolen
13. 09. – 16. 09. 1939 Säuberungsaktionen in den Wäldern ostwärts Kowskie
17. 09. – 19. 09. 1939 Kämpfe in der Puszcza Kampinoska
20. 09. – 28. 09. 1939 Kämpfe vor Warschau und Modlin bis zur Übergabe
05. 10. – 07. 10. 1939 Gefecht bei Kock - Adamow
01. 11. 1939 Beförderung zum Gefreiten
24. 01. 1940 Versetzung von der Bäckereikompanie zur Fahrersatzabteilung 9, Abt. Stab, Kraftfahrer und Schreiber
am 14. 02. 1940 nach 7 Monaten Kriegsteilnahme (26. 08. 39 – 14. 02. 40) wieder nach Dingelstädt entlassen, AK Stellung.
29. 12. 1942 Seine Mutter Anna Hucke, 82 Jahre alt, ist gestorben
22. 07. 1944 Ehefrau Josefa Hucke (geb. Flucke) verstorben
25. 02. 1945 Nach sieben Monaten Witwer ,zweite Eheschließung (50 Jahre alt) mit der Justizangestellten Theresia Hauser aus Hünfeld, geb. am 08. 02. 1909 in Fulda, Therese war 36 Jahre alt.
29. 06. 1946 Sohn Heinrich geboren, Vater 51 Jahre alt
16. 09. 1947 Sohn Alfons geboren
31. 01. 1950 Sohn Hans- Georg geboren, Vater kurz vor dem 55. Geburtstag
05. 07. 1945 Mitglied Nr. 7 in der „Antifaschistische Organisation“
Bäckerobermeister des Bäckerhandwerks im Kreis Worbis, Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschuss für das Bäckerhandwerk im Kreis Worbis
Mitglied des Gesellenverein in Dingelstädt
Mitglied des Kolpingverein in Dingelstädt
Mitglied des Männergesangverein in Dingelstädt
Mitglied der DDR-CDU bis zu seinem Tod 1961
(Sein Spruch war: Wer weiß, wozu ich die noch einmal gebrauchen kann)
Sonstiges: Hans Hucke war sehr musikalisch. Wir hatten im Haus ein Klavier und ein Harmonium stehen. Er spielte abends oft darauf. In Dingelstädt gab es das katholische Krankenhaus, geleitet von den Grauen Schwestern. Sonntags spielte er zum Gottesdienst in der Krankenhauskapelle das Harmonium.
April 1960 Die Bäckerei auf dem Anger wird wegen Erkrankung von Hans Hucke für immer geschlossen
Zur damaligen Zeit gab es 6 Bäckereien in Dingelstädt:
1. Bäckerei Hebestreit an der Unstrut (Heute geschlossen)
2. Bäckerei Strozynski an der Unstrut (Heute geschlossen)
3. Bäckerei Heinemann in der Lindenstraße (Heute geschlossen)
4. Bäckerei Diegmann auf dem Kerf ,
Heute als Stadtbäckerei geöffnet
5. Bäckerei Hans-Karl Hucke in der Neuen Straße (Heute geschlossen).
6. Bäckerei Hans Hucke, auf dem Anger (Heute geschlossen)
Mai – November 1960 Hans Hucke mit Lungenkrebs im Krankenhaus in Heiligenstadt eingeliefert.
16. 05. 1960 Rentenbescheid für Johannes Hucke: 250,70 Mark inklusive Kinderzuschlag für drei kleine Kinder
27. 01. 1961: Hans Hucke um 19 Uhr auf dem Anger in Dingelstädt verstorben. Von der Bäckerei übernimmt fasst alle Maschinen und sonstiges Material sein Neffe Bäckermeister Hans Karl Hucke in der Neuen Straße.
Oben: Familienwappen in Stein gehauen
Unten: Familienwappen als Bild