Dr. phil. Gregor (Theo) Hucke * 10.11.1936 / +16.08.2021

 

wurde in Dingelstädt, Eichsfeld, als Sohn des Bäckermeisters Ignaz Hucke geboren. Für seine Eltern stand bald fest, Theo sollte einmal Priester werden und Theologie studieren. Seine Eltern wollten ihn 1946 auf die Oberschule schicken, was aber von den damaligen Behörden in der russischen Besatzungszone verweigert wurde. Er war kein "Arbeiter- und Bauernkind"

 

Noch als Kind wurde er deshalb von seiner Mutter Zitha bei Nacht und Nebel, am 26.07.1947, heimlich über die russische Zonengrenze in den Westen gebracht. Hier kümmerten sich die Verwandten seiner Mutter (Familie Ziegler aus Krettstadt) um ihn.

Diese brachten ihn in das Kloster Münsterschwarzach, wo er zunächst als Schüler noch einige Schuljahre im Gymnasium des Klosters verbrachte.

 

Die Schulausbildung im Kloster Münsterschwarzach musste von seinem Vater Bäckermeister Ignaz Hucke finanziert werden, was das Bäckereigeschäft fast in den Ruin trieb. Die DDR Mark war im Umtausch zur West-Mark  etwa ein Zehntel wert (Umtauschkurs 1:10). Sein Vater konnte Zeit seines Lebens seine Schulden für Mehllieferungen der Großen Mühle in Dingelstädt nicht abbezahlen. Sein Sohn Hans-Karl erfuhr erst nach der Übernahme der Bäckerei von seinem Vater von diesen Schulden in Höhe von mehreren tausend Mark und musste sie dann nach und nach begleichen. 

 

In das Kloster Münsterschwarzach trat er nach Ablegung seines Abiturs 1956 ein. Vier Jahre später legte er hier seine klösterlichen Gelübde als Benediktiner-Mönch ab.

Philosophie und Theologie studierte Pater Gregor Hucke in Rom, wo er auch seine Disssertation in Philosophie erwarb.

Am 7. Juli 1963 weihte ihn Weihbischof Alfons Kempf in Münsterschwarzach zum Priester.

Seine Primiz konnte er mit seinen Verwandten in Dingelstädt feiern. Da er noch vor dem 07. Oktober 1949 in den Westen verbracht wurde, galt er nicht als DDR-Republikflüchtiger.

Ab 1967 war Pater Dr. Gregor Hucke für neun Jahre als Regens des Spätberufenenseminars Sankt Egbert in Bamberg eingesetzt, bevor er als Abtssekretär nach Münsterschwarzach wechselte.

Nebenher war er als Kantor und Religionslehrer am Egbert-Gymnasium tätig. Bei Professor Pater Cassius Halliger war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Rom.

1989 ging er als Missionar zu den Tutzinger Schwestern nach Karen/Nairobi in Kenia. Derzeit befindet er sich noch in Nairobi in Kenia

 

 Artikel der Thüringer Landeszeitung TLZ vom 11.07.2003

Von Dingelstädt hinaus in die Welt

Benediktinerpater Gregor feierte 40-jähriges Priesterjubiläum

von Jürgen Backhaus

Dingelstädt/Nairobi (tlz)

Jenseits von Afrika, tausende Kilometer entfernt von seiner jetzigen Wirkungsstätte in Kenia, hat Pater Dr. Gregor Hucke OSB in der Heimat sein 40-jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Zur Weihe durften damals seine Verwandten aus der DDR nicht nach Münsterschwarzach reisen, aber die Primiz wurde dann in der Dingelstädter Pfarrkirche „Sankt Gertrud" gefeiert. Zum 40-jährigen kamen Verwandte, Freunde und Gemeindemitglieder am Samstag, zwei Tage vor dem Jubiläumstag zur Messfeier mit Predigt von Rektor Kockelmann zum Kerbschen Berg.

Schon als Schüler war Theo (Gregor ist sein Ordensname) Hucke zur Ausbildung bei den Benediktinern in den Westen gezogen. Als er nach dem Abitur nach Rom ging, um in „St. Anselmo" auf dem Aventin neun Jahre lang zu studieren – bis zum Doktor der Philosophie und Lizenziat der Theologie, war der heutige geistliche Autor und Abtei-Cellerar Anselm Grün Schüler der Anfängerklasse im Klostergymnasium.

In Rom (1958 bis 1967) erlebte Gregor das gesamte II. Vatikanische Konzil mit. Eigentlich sollte die Choralschola, zu der er damals gehörte, bei der Krönung von Papst Paul VI. am 07. Juli 1963 singen. „Aber es sang doch eine andere Gruppe und am selben Tag wurde ich zum Priester geweiht", erzählt der Pater.

Ab 1967 war er Seelsorger für US-Militärs in Bamberg und leitete das Spätberufenenheim seiner Abtei. Von 1976 an war er deren zweiter Kantor, unterrichtete Gymnasiasten in Religion, befasste sich wissenschaftlich mit religiösen Bräuchen und war Sekretär des Abtes.

Er ist nicht nur ein Choralmeister, sondern auch ein Sprachgenie. Immer wieder widmet er sich dem Russischen, das er 1946/47 in der Dingelstädter Volksschule gelernt hatte. Im Vorgymnasium Münsterschwarzach lernte er Latein, Englisch und Griechisch, im Hauptgymnasium in Würzburg Französisch und Hebräisch, in Rom Italienisch. Da er in Bamberg auch viele Hispanoamerikaner betreute, lernte er eben Spanisch. Und 1974 bis 1976 übersetzte er für die Zeitung „Deutsche Tagespost" Papstansprachen.

1988 reiste der Kantor Gregor nach Nairobi, um eine Werkwoche für Gregorianik zu halten. Der spirituelle Gesang wurde begeistert aufgenommen. 1989 kam er als Vertreter des Hausgeistlichen der Missionsbenediktinerinnen von Tutzing wieder nach Nairobi.

Aus dem geplanten einen sind nun schon 14 Jahre geworden.

Der Eichsfelder unterweist zurzeit 60 Kandidatinnen, Postulantinnen und Novizinnen aus Kenia, Uganda und Tansania im Choralgesang, ist in einem Exerzitienhaus tätig und bei Salesianer-Novizen, die sich um Straßenkinder kümmern.

Einmal pro Woche lehrt er Choral und Kirchengeschichte im Ausbildungszentrum der Benediktiner im nahen Tigoni, deren Prioriat er nun angehört. Umgangssprache ist Englisch; Pater Gregor lernte jedoch nur zum Gottesdienstgebrauch auch Kisuaheli für die Kenianer und Koreanisch für Botschaftsmitarbeiter und Geschäftsleute aus Südkorea.

Der Ortsteil am Rande Nairobis, in dem das Nonnenkloster liegt, heißt „Karen" – nach der dänischen Schriftstellerin Karen oder Tania Blixen-Finecke, die in „Out of Africa" („Jenseits von Afrika") ihre 17 Jahre (1914 – 1939) in Kenia beschrieb. Nach der Rückkehr ihres Mannes leitete sie ein Jahrzehnt ihre Kaffeeplantage allein, gab dann aber auf. Der Roman wurde 1985 verfilmt von Sydney Pollack mit Meryl Streep, Klaus Maria Brandauer und Robert Redfort.

Das damalige Haus des Gutsverwalters auf Blixens Farm gehört heute den Benediktinerinnen. Ein 67-jähriger Mönch (Gregor) bewohnt nun dieses Holzhaus auf 2000 Metern Höhe und frönt darin in Mußestunden seinem Hobby: der Schönschrift von Psalmen in etlichen Sprachen auf Büttenpapier, das er zu Büchern binden lässt. „Hier musste ich sein", schrieb Blixen 1937, „Mir geht es irgendwie auch so", sagt Pater Gregor.

 

Am 16.08.2021 wurden wir von Lioba Bachmann (Lioba Hucke) Küllstedt darüber informiert, dass Pater Gregor Hucke in Kenia verstorben ist. Er wurde 85 Jahre alt. Die Beisetzung erfolgt in Kenia.