Teilnahme meines Vaters am ersten Weltkrieg:

  

Seine Aufzeichnungen sind hier nachzulesen 

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1914 wurde er aber von dem durch das kaiserliche Deutschland verursachten  ersten Weltkrieg überrascht und als Soldat mit 20 Jahren am 01.05.1915 zum Kriegsdienst in das 6. Thüringer Infanterieregiment Nr. 95 eingezogen. Er kam zunächst an die Ostfront und nahm dort an Kämpfen in Litauen teil.

Das Infanterieregiment 95 wurde aber noch im September 1915 an die Westfront nach Frankreich verlegt. Hier nahm er ab Mai 1916 an der Schlacht um Verdun, besonders an den verlustreichen Kämpfen um und auf der  Höhe 304 und die Höhe „Toter Mann“ teil. Im Oktober 1916 wurde das Regiment an die Somme verlegt  und hier nahm er  an der mörderischen Schlacht an der Somme teil, welche noch verlustreicher als die Schlacht um Verdun war.

Mein Vater  hatte das große Glück, am 13. 11. 1916 unversehrt bei Grandcourt an der Somme in englische Gefangenschaft zu geraten.

 

Ende 1915 wurde das Infanterieregiment 95 der 38. Infanteriedivision,  (6. Thüringer Infanterieregiment Nr. 95) Johannes Wilhelm Hucke war dort Musketier in der 1. Kompanie des 1. Batallion von Litauen nach Frankreich verlegt

 

Kämpfe zwischen Oise und Aisne:  (Frankreich – Westfront)

12.10. 1915 – 07.05.1916 Tracy le Val, Carlepont           I.-R. 95

 

Schlacht bei Verdun:

13.05. – 29.05. 1916 Kämpfe um Höhe 304                   I.-R. 95

30.05. – 07.10. 1916 Stellungskämpfe auf Höhe 304      I.-R. 95

 

Lazarett-Aufenthalt:

07.04.1916 bis 25.04.1916 (18 Tage wegen Blasenkatarr)

 

Schlacht an der Somme:

25.10. – 16.11. 1916 St. Pierre-Divion-Grandcourt          I.-R. 95

 

Gefangenschaft: Am 13.11. 1916 bei Grandcourt in englische Gefangenschaft geraten.

 

Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft am: 02. 11. 1919 / Nach drei Jahren

 

Meine Recherchen im Kreisarchiv Heiligenstadt, in der Zeitung Eichsfelder Tageblatt des Jahrgangs 1916 ergab:

 

In der Zeitung Eichsfelder Tageblatt vom 12. 12. 1916 wird unter der „Eichsfelder Ehrentafel" die Verlustliste Nummer 705 vom 08. 12. 1916 veröffentlicht: Johannes Hucke, Dingelstädt, wird als vermisst gemeldet. Vermisst bedeutete: Er konnte auch gefallen sein. Bis zum 30. 12. 1916 erfolgte noch keine Berichtigung der Vermisstenmeldung, so dass die Eltern Karl und Anna Hucke zum Weihnachtsfest 1916 auch vermuten konnten, dass Hans Hucke einer der 690.000 gefallenen Deutschen Soldaten der Schlacht an der Somme hätte sein können.

Die Zeitungs-Berichtigung, dass Hans Hucke in Gefangenschaft war, erfolgte erst im Sommer 1917. Mehr als ein halbes Jahr wusste Karl und Anna Hucke also nicht, ob Hans Hucke noch am Leben war.  Höher war die Wahrscheinlichkeit, dass er gefallen war.

Sein Vater Karl Hucke starb am 01. 04. 1919 im Alter von 72 Jahren. Zu dieser Zeit war sein Sohn Hans Hucke noch in englischer Gefangenschaft.

Was mein Vater als Jugendlicher im Alter von 20 Jahren in diesem ersten Weltkrieg mitgemacht hat, habe ich erst erfahren, als ich die Dateien im Internet über die Schlacht an der Somme gelesen habe. Da verstand ich erst, warum er über seine Erlebnisse aus dem Krieg nichts erzählen konnte. Sein Soldbuch aus dem 1. Weltkrieg mit der Auflistung seiner Teilnahme an den Kämpfen ist noch in meinem Besitz.

 

Einen anschaulichen Bericht über die Leiden jugendlicher Soldaten im 1. Weltkrieg gab auch Erich Maria Remarque in seinem Buch "Im Westen nichts Neues".

 

Am 01. 12. 1916 waren von den ansässigen Dingelstädtern 600, von den auswärtigen Dingelstädtern 216 im Felde. Die Kriegergedächtniskapelle in der kleinen Kirche weist die Namen von 149 gefallenen jungen Männern auf.

Viele davon haben im gleichen Infanterie-Regiment 95 wie Hans Hucke gedient.

So kämpfte  1915 der Bäckersohn Eduard Jäger, Sohn des Bäckermeisters Franz Jäger in der Neuen Straße in Dingelstädt im Inf.-Regiment 95. Franz Jäger gilt seit den Kämpfen bei Arras 1915 als vermisst und kehrte nie zurück. Alle anderen Söhne aus dieser Bäckerei Jäger waren studierte Menschen und siedelten sich im Westen Deutschlands in Niederlahnstein am Rhein an.

Mein Vater hat bei manchem Sonntagsspaziergang mit der Familie einen Umweg  über diese Kriegergedächtniskapelle in der Kleinen Kirche gemacht und in stillem Gedenken vor dieser Tafel gestanden. Er kannte alle. Über den Krieg hat er nie etwas erzählt.

Die einzige Bemerkung über seine Teilnahme am Krieg bzw. sein Soldatenleben war:

„Das Militär ist nur im Suff zu ertragen“.

 

 

Die Zeit nach dem ersten  Weltkrieg:

 

Der Bruder meines Vaters, Bäckermeister Ignaz Hucke war mit einer Schwester vom Bäckersohn Franz Jäger aus der Neuen Straße verlobt und heiratete sie nach dem Ende des Krieges. Ignaz sollte und wollte ursprünglich die Bäckerei auf dem Anger weiterführen. Da aber Franz Jäger aus dem Krieg nicht zurückgekehrt war, übernahm er 1924 die Bäckerei Jäger in der Neuen Straße.

 

Am 07.10. 1919, nach 2 Jahren Gefangenschaft, wurde Hans Hucke aus der englischen Gefangenschaft im Dienstgrad als Musketier entlassen.

Eine Wiederaufnahme des Lehrerstudiums war nicht mehr möglich (Er war psychisch und physisch ein Wrack nach der Schlacht vor Verdun und an der Somme sowie anschließender englischer Gefangenschaft.)  Außerdem sollte die Bäckerei auf dem Anger weitergeführt werden, da sein Bruder Ignaz die Bäckerei in der Neuen Straße übernehmen sollte.

 

So erlernte er vom 01.12.1919 bis 01.12.1922 in dreijähriger Lehrzeit bei seinem Bruder Ignaz Hucke das Bäckerhandwerk.   

 

Am 26. 05. 1924  konnte er bei seinem Bruder Ignaz die Meisterprüfung vor dem Prüfungsausschuss ablegen.  Als  Bäckermeister führte er dann die Bäckerei auf dem Anger, in seinem Elternhaus, weiter